zwei schöne neue Kritiken zu meinem SEITE EINS Theatersolo

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Der Neuburger Thomas Darchinger bot mit „Seite 1“ im Stadttheater eine beeindruckende One-Man-Show als skrupelloser Boulevardjournalist.
VON 
ILSE LAUBER
 Für eine gute Story würde er, wenn nötig, seine Großmutter verkaufen – für einen Aufmacher auf der Titelseite wahrscheinlich sogar über Leichen gehen: Marco (Thomas Darchinger) ist Boulevardjounalist aus ganzer Überzeugung, skrupellos und manipulativ, einfallsreich und sehr kreativ im Umgang mit der Wahrheit. Diesmal hat er es auf die junge Musikerin Lea abgesehen, die gerade ihre erste CD veröffentlicht und noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit den Medien hat. Gleich bei ihrer ersten Titelstory muss sie erleben, was einem so alles angedichtet werden kann, in diesem Fall eine Affäre mit dem vermeintlichen Sohn eines Großindustriellen. Doch damit nicht genug: Gnadenlos missbraucht Marco die Macht seines Massenmediums, als sie wenig Bereitschaft zur Kooperation zeigt – nach der Drohung, alte Nacktfotos zu veröffentlichen, willigt sie notgedrungen in die erwünschte Fortsetzungsstory ein.
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Interview zu SEITE EINS im Straubinger Tagblatt

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Straubinger Tagblatt. 26. Januar 2019

Interview mit Thomas Darchinger zu seiner Theaterrolle im Solo-Stück “Seite Eins”
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„Seite eins“, wie charakterisieren Sie das Stück?

“Seite Eins” ist eine sehr geschickt geschriebene Komödie, in der die Zuschauer direkt erleben, wie Populismus funktioniert. “Marco” der Protagonist stellt ihnen Fallen. Meine Aufgabe als Schauspieler, der ihn verkörpert ist es, dass sie dann auch wirklich reintappen. Der Zuschauer fährt mit mir 90 Minuten Achterbahn.

Wie geht man an ein Ein-Personen-Stück ran?

Ich hatte mir vorgenommen: Wenn ich schon allein auf der Bühne stehe, dann will ich es auch so schlicht wie möglich. Wenig Requisiten, keine Musik, kein Schnickschnack. Es ist ein Schauspieler-Stück und lebt davon, dass ich auf der Bühne alles raushaue an Energie und Schauspielkraft, was geht. Darin liegt der Reiz. Ich wollte das Stück auch in einem für deutsche Theater eher ungewöhnlichen Tempo spielen. Flott, spritzig. Pure Unterhaltung im direkten Sinn des Wortes.

Sie werden als der „Lieblingsbösewicht des deutschen Films“ geführt. Wie gefällt ihnen die Auszeichnung? (warum ist es interessant, der Böse zu sein?)

Ach mei. Ich weiß nicht Mal, ob sie im Ansatz gerechtfertigt ist. Klar, ich hab dutzende Male den Mörder gespielt. Ich versuche, dabei keine Klischees zu bedienen, sondern echte Menschen zu zeigen. Die Trennlinie zwischen “normal" und kriminell ist oft ganz dünn im Leben. Und das reizt mich. Wobei es für meinen Geschmack zu viele Krimis gibt. Ich wäre froh, wenn ich öfter Mal den strauchelnden Familienvater spielen könnte. In einer Familienkomödie oder einem Familiendrama. Noch näher am Leben dran. Eigentlich bin ich dafür prädestiniert, aber die Caster sehen mich so scheinbar nicht. Kurioserweise bin ich bei meinen circa 150 Rollen aber sowieso fast nie von Castern besetzt worden, sondern meistens direkt vom Regisseur gewollt. Caster sind bei mir oft fantasielos. Ich weiß noch, wie eine Casterin gleich am Anfang meiner Karriere zu mir gesagt hat “Ihr Maxi Grandauer in der Löwengrube war grandios. Aber ich hab keine Ahnung, für welche Rollen ich Sie sonst besetzen könnte.” Das begleitet mich jetzt irgendwie schon mein ganzes Berufsleben. Wenn ein Regisseur nicht von sich aus sagt, "den Darchinger will ich haben", dann passiert da relativ wenig bei mir. Ich hab mich damit abgefunden. Ich spiele ja trotzdem sehr viel.

Journalismus mit "fake news"-Anschuldigungen und Debatten in sozialen Medien, teils oft unter der Gürtellinie, sind aktuell. Wie bezieht „Seite eins“ da Stellung?

Diese Kultur, sich im Internet unter der Gürtellinie öffentlich auszukotzen als Bürger, erschreckt mich natürlich genauso wie Sie. Unangenehme Wahrheiten einfach als Fake News abzutun, ist billig und bringt uns nicht weiter. Ich glaube, wir brauchen viel mehr das Bedürfnis, uns gegenseitig zu bereichern mit unseren Ansichten, miteinander für bessere Lösungen zu ringen, statt aufeinander einzudreschen. Dieser Wesenszug der Demokratie ist mir in letzter Zeit deutlich zu kurz gekommen. Anerkennen, dass ein anderer mit einer anderen Meinung einer Bereicherung ist und keine Bedrohung. Dass wir nur gemeinsam die Dinge verbessern können. Da haben wir Bürger uns zu sehr in die falsche Richtung entwickelt, aber auch die Politiker und die Medien. Mir geht es zu viel ums Recht haben und zu wenig ums Zuhören. Und mir geht es eindeutig auch zu viel darum, dieses Recht-haben-wollen mit allen Mitteln durchzusetzen. Mit gezielten Lügen und Diffamierungen.
Wir brauchen die Bereitschaft, uns wirklich mit Dingen auseinanderzusetzen. Eine Meinung zu haben ist keine Kunst. Sich wirklich mit etwas zu beschäftigen, kommt mir viel zu kurz.
In “Seite eins” wird natürlich auch vorgeführt, wie geschickt wir von Populisten manipuliert werden. Diesem Vorwurf müssen sich auch bestimmte Medien stellen.

Warum stehen Sie gern auf der Bühne vor Publikum, nicht nur vor der Kamera?

Die Leute direkt zu spüren, mit ihnen gemeinsam so einen Ritt zu machen, das ist natürlich toll. Ich möchte die Leute gut unterhalten. Und als “Marco” eben auch verführen und mit ihnen jonglieren. Da ist nichts so unmittelbar und schön, wie das Theater.

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