Lieblingsfilme und Gott und die Welt


Februar 2018

MEINE FILME


Herr Darchinger, wir würden gerne Mal von Ihnen erfahren, welche Filme Sie am Meisten geprägt haben.
Und gehen wir überhaupt richtig in der Annahme, dass ein Filmschauspieler auch Cineast sein muß?

Ich kann da nur für mich sprechen. Klar bin ich Cineast. Ich liebe es, wie im Kinofilm Geschichten erzählt werden können.
Da bin ich süchtig. Was mich allerdings komplett kalt läßt, ist Fernseh-Unterhaltung. Es gibt ja viele Kollegen,
die TV-addicted sind. Da bin ich raus. Nullkommanull mein Ding. Mir hat sich die Faszination von
Fernsehshows usw. nie erschlossen. Im Gegenteil. Finde ich total öde.

Ob das Ihre Arbeitgeber gerne hören?

Ich glaub jetzt nicht, dass ein Spielfilm-Redakteur bei einem Sender zum Vorstellungsgespräch seine Lieblings-Unterhaltungssendungen aufzählen mußte.
TV-Filme und -Serien sind eine eigene Sparte. Die sind ja nicht doof. Die können das schon unterscheiden. Und wenn man sich anschaut,
was sich im Serien-Bereich tut, da kann man doch nur froh sein. Insofern ist Fernsehen schon cool, auch für mich.
Es gibt ja auch grandiose Dokumentationen. Wenn ich ehrlich bin, findet das bei mir aber leider nicht wirklich statt, dass ich mir die anschaue.
Ich schau einfach wahnsinnig wenig fern. Lineares Fernsehen ist bei mir schon aus meinem Leben raus. Mediatheken sind die Zukunft, denke ich.
Das kann ich aber nicht sagen, ohne gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass da erst noch ein vernünftiger rechtlicher Rahmen für die Urheber
gefunden werden muß. Mediatheken sind ja heute oft noch auf eine falsche Weise "frei", sprich da fließt nichts an die Urheber. Das geht natürlich nicht.

Ist es für einen Schauspieler wichtig, dass er sich auch außerhalb seiner eigentlichen Tätigkeit Gedanken macht?

Was heißt für einen Schauspieler? Das ist für jeden wichtig. Die Demokratie ist unsere Möglichkeit, mitzugestalten. Das läuft nicht von alleine.
Wenn man die da Oben einfach machen läßt, dann vergessen sie, dass es uns und unsere Interessen gibt. Da muß man als Bevölkerung
ständig präsent sein. Sonst wird man über den Tisch gezogen. Die Welt ist ja nicht Friede-Freude-Eierkuchen, weil es Demokratien gibt.
Die Demokratie ist nicht die Lösung der Probleme. Sie ist nur eine Möglichkeit, dass wir als Bevölkerung bei der Lösung nicht übergangen werden.
Wenn wir uns da einlullen lassen und nur noch Konsumenten sind, sind wir selber schuld, wenn uns diese Möglichkeit wieder abhanden kommt.
Also klar mach ich mir Gedanken.

Und wohin führen die?

Für mich ist ganz entscheidend, dass wir schnell ein kraftvolles Gegengewicht zu den Turbo-kapitalistischen Entwicklungen auf die Beine gestellt bekommen.
Große Unternehmen haben ganz eigene Interessen. Und das ist auch legitim. Aber es ist meiner Meinung nach völlig falsch, zu glauben,
dass diese Interessen sich eins zu uns mit unseren eigenen als Bevölkerung decken. Laßt die Mal machen, dann wird das schon. Das geht voll in die Hose.
Die Globalisierung rein auf das Wirtschaftliche gesehen durchzuziehen ist ein riesen Fehler.
TTIP Verhandlungen im Geheimen zu führen und dann sitzen da nur Wirtschaftsleute in den Gremien, das geht gar nicht. Der komplett falsche Ansatz.
Eine Verflechtung der Kulturen - und darum geht es doch, sonst gibt es nur Ausbeutung und Krieg - die findet nur statt, wenn man die Leute mit in die Gremien holt,
die dazu was zu sagen haben. Soziologen, Philosophen, Kulturschaffende.
Wenn die Globalisierung nicht die Globalisierung der Menschen wird, wenn man sich da nur auf die Wirtschaft verläßt wie bisher, dann passiert genau das,
was wir gerade sehen: Die Leute machen da nicht mit. Überall blüht die Sehnsucht nach Nationalismus auf. Das kommt doch nicht einfach so.
Das ist das Ergebnis davon, dass man den falschen Kompetenzen die Handlungen überläßt. Ich wäre dringend für einen starken Welt-Kultur-Rat.

Welche Filme würde dieser Kultur-Rat denn empfehlen?

Da wäre ich auch gespannt! Filme können ja schon auch was verändern. Genauso wie Sport. Die Kraft von Kultur und Sport kann Grenzen auf eine Weise überwinden,
wie es die Wirtschaft nie könnte. Tschuldigung, dass ich da noch ein Thema aufmache, aber genau deswegen muß auch Olympia aus dem Kommerz raus.
Die Idee von Olympia ist grandios. Hätte eine enorme Kraft, die wir auch gebrauchen könnten. Aber der IOC heute ist ein Wirtschaftsunternehmen und
hat meiner Meinung nach alles verspielt, was an Zauber da war.
So, jetzt hab ich genug zu allen möglichen Themen gescheid daher geredet. Wollten Sie mich nicht eigentlich nach meinen Lieblingsfilmen befragen?

Na dann mal los!

Also geprägt hat mich als Kind natürlich "Winnetou". Old Shatterhand, der Held, der fasziniert von der fremden Kultur ist, weltoffen, ein Guter.
Winnetous Schwester ist aber viel zu früh gestorben. In die hätte ich mich als Junge gerne verliebt, aber die war gleich weg.
Als Jugendlicher dann aber so Sachen wie "Die bleierne Zeit" von Trotta und natürlich die Fassbinder Filme!
"Die Dinge des Lebens" von Sautet mit Piccoli und der Romy Schneider. "Fahrenheit 451", Truffaut. "Les Mepris", Godard. Fellini natürlich. "8 1/2", ein Meisterwerk.
"Manhattan" von Woody Allen. "Taxi Driver", "Apokalypse Now". "Die 3 Tage des Condor". "Fitzcarraldo" natürlich. "Chinatown". Später dann "Short Cuts" vom grandiosen
Robert Altmann, "Night on Earth", "Big Lebowski", "American Beauty" und "Magnolia", "Heat", "Natural Born Killers", "Wild at Heart", "Time of the Gypsies". "Analyse this",
"Out of sight" von Soderbergh. "Auf der Flucht" mit Harrison Ford, grandiose Thriller-Unterhaltung. Wahrscheinlich überhaupt mein "guilty pleasure"-Lieblings-Genre.
Jetzt hätte ich fast "Der unsichtbare Dritte" vergessen. Den hab ich 20mal gesehen, wenns reicht.

Danke!

Bitte.

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