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+ Juror für die EMMY AWARDS zum 8. Jahr in Folge
+ Interview für
WirFürVielfalt
+ Interview für die Süddeutsche Zeitung
+ Sonderveranstaltung von
DAS ANDERE LEBEN in Israel und der Ukraine im Mai 2024. In Zusammenarbeit mit Musiker*innen aus Israel und in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Staatsorchester und der Initiative Artists for Ukraine
+ Erstausstrahlung in der
ARD: TATORT - DAS WUNDERKIND am 4.Feb, 20:15 Uhr
+ Synchronhauptrolle für die Netflix-Serie
Feedback (Rolle Marcin Kania - gespielt von Arkadiusz Jakubik)
+ Regie/Autor/Hauptdarsteller in der gefeierten Uraufführung von MEIN DAY YOUR TAG
+ Tour mit der neuen Theaterproduktion unserer
Theatergruppe Formation D 451 DAS PARADIES AUF ERDEN sowie mit DAS ANDERE LEBEN
+ Zwei französische Serien, die sich echt lohnen, in denen ich den geschätzten Kollegen Thibault de Montalembert spreche: CALL MY AGENT und THE COLLAPSE.
Dazu ein Muss, der Dauerbrenner auf Netflix und Co: Die Thrillerserie
THE FALL, in der ich JAMIE DORNAN spreche
+ wollt Ihr meine
LIEBLINGSFILME erfahren? +++++

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Interview für das Magazin Form.Bar

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Interview mit Wir für Vielfalt

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Interview im Magazin TOI TOI TOI

THOMAS DARCHINGER nachgefragt

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Woran bist du zuletzt am Theater gescheitert?

Na die Geschichten sind aktuell ja schnell erzählt: Massenhaft Veranstaltungsabsagen. Und beim Thema Förderanträge stellen, scheitere ich ständig. Die Schnittstelle zwischen den Behörden und den Kreativen klappt aus meiner Sicht nicht so richtig, außer man ist ein Antrags-Fuchs, aber dazu zähle ich mich nicht, gar nicht.

Welche war die beste Premieren-Party, auf der Du jemals warst?

Da fällt mir sofort eine Theaterpremiere am Staatsschauspiel in Düsseldorf ein. Auf der Premierenparty selber waren wir nur ganz kurz. Wir haben uns mit circa 20 Leuten abgeseilt und sind zuerst essen gegangen. Der Komponist der Theatermusik wollte uns einladen. Aber als dann die Rechnung kam, meinte er “Sorry Leute, zu teuer, Ihr zahlt doch selber”. Das war schonmal ganz witzig, aber danach sind wir in den Düsseldorfer Untergrund. Ein riesiges Baugelände mit hohem Holzaun drumherum. Die Taxis hielten an einer Stelle, wo zwei Bretter herausgelöst waren. Wir gingen auf das Gelände. Eine Schotterfläche mit mindestens 500x500 Meter. Da war dann ein offener Kanaldeckel und dann hieß es: runter. Wir sind dann die Metallleitern runter. Unten waren die Gänge einer frisch gebauten Kanalisation. Fackeln. Aus der Ferne wummernde Musik. Wir sind den Fackeln gefolgt, bestimmt 100 Meter. Dann eine Abzweigung, wieder 100 Meter. Und dann ein riesiger Pumpenraum. DJ, 200 Menschen. Zwei Bars. Sauerstoffarme Luft. Das war ziemlich abgefahren. Als ich wieder da raus bin, war es längst Tag.

Hast du schon mal was verbotenes im Theater gemacht?

Also ich hab in den wilden Zeiten in den 80er Jahren angefangen und bei wilden Gruppen gearbeitet. Wir waren die, die Regeln gebrochen haben und neue Dinge kreiert. Bei uns waren auch verrückte Leute dabei, die auch ziemlich verrückte Dinge gemacht haben.
Wer mal das Buch “Easy Riders, Raging Bulls” gelesen hat über das Hollywood der wilden Zeiten, der kann ungefähr erahnen, wie es bei uns war.
Natürlich hab ich auch Verbotenes gemacht. Aber jetzt eher nicht in dem Sinn, dass es um Strafdelikte ging, eher um Sachen, die man einfach nicht macht.

Was war dein peinlichstes Theatererlebnis?

Peinlich war mir in meiner Laufbahn eigentlich immer nur, wenn ich mal bei etwas aus meiner Sicht Schlechtem dabei war. Ich bin mal mit einem Auto voller Sachen nach Südtirol gefahren, um da drei Monate zu proben und zu spielen. Ich bin angekommen, rein in den Raum, ich seh das Bühnenbild, ich bekomm die ersten Anweisungen, spiel mit meinen KollegInnen und nach drei Stunden sag ich zum Regisseur: “Sorry, es tut mir leid, aber ich steig jetzt in mein Auto und fahr wieder heim.” Jede Minute auf der Bühne in dem Kontext war mir peinlich und ich konnte nicht anders, als zu gehen. Dabei bin ich eigentlich sehr verläßlich. Natürlich war mir auch peinlich, dass ich die Leute im Stich gelassen habe, aber das Ganze war weit über meiner Schmerzgrenze.

Was stört Dich am Tarifvertrag am meisten?

Dazu hab ich keine klare Meinung, wenn ich ehrlich bin. Ich komme aus einem Kontext, wo ich leider ganz oft ohne ernst zu nehmenden Verträge gearbeitet habe, mit Handschlag, oder mit Werkverträgen, wo sich die Macher aus so ziemlich allen Verantwortungen heraus genommen haben. Und da waren auch sehr große Festivals dabei. Zum Teil fantastische Produktionen mit internationalem Ruf, aber arbeitsrechtlich immer eher auf Katar-Niveau. Ich sag das ohne Vorwurf. Ich komme aus einer Zeit, wo man der Kunst alles geopfert hat. Vernünftige Arbeitsverträge waren da so ziemlich das Uncoolste, was man haben konnte. Heute seh ich das kritischer. Absicherungen sind nicht zu unterschätzen. Wir haben ja auch ein erhebliches Maß an Risiken.

Was ist dein Lieblingsgewerk?

Also neben meinem eigenen ganz klar die Licht-Abteilung. In meinen Anfängen am Pathos Transport Theater - wir waren so zwanzig Leute - mußte jeder neben der Schauspielerei noch eine zweite Aufgabe übernehmen. Damals war die Lichtgestaltung vakant, eigentlich gab es da so gut wie nichts. Das hab ich mir geschnappt. Ich hab mir das beigebracht und ich hatte das große Glück, zwei Mentoren in München zu haben. Einer war ein top Handwerker und der andere war ein ganz großer Künstler seiner Zunft: Max Keller. Zu ihm konnte ich immer mit Fragen kommen. Er hat mir auch immer mal ausrangierte Sachen mitgegeben. Am Ende war es so, dass in den Theaterkritiken immer ein großer Absatz über das außergewöhnliche Licht stand. Ich denke, ich hab das damals recht gut gemacht. Jedenfalls mochte ich es sehr, dramaturgisch ranzugehen und eine Übersetzung in Schatten und Licht zu finden.


Wie gehst Du mit der aktuellen Situation um?

Nach der Absage aller meiner Bühnenauftritte und während des ersten Lockdowns habe ich wie die Meisten sowohl mit Panik, als auch mit Aktionismus reagiert.
Ich war relativ schnell dabei, digitale Formate zu realisieren, auch als Aufmunterung für die Menschen. Zwei Podcasts, online Lesungen…. Aus heutiger Sicht habe ich wie viele den Fehler gemacht, diese Formate umsonst anzubieten. Es war ein Reflex. Ich denke, wir haben uns da mittelfristig unser Geschäftsmodell einigermaßen ruiniert. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und suche aktuell eigentlich nach neuen Wegen, mit dem Publikum in Schnittstellen zu kommen.


Was reizt Dich an Deinem Beruf?

Wir dürfen uns mit den verrückten, nicht berechenbaren Untiefen der Seele beschäftigen, dürfen erspüren, Grenzen ausloten und können dabei nützlich sein für die Gesellschaft. Kunst ist elementar für die Entwicklung des Menschen. Wir sind in unserer verspielten Neugierde, auch Forscher, Fragensteller, Antworten-Finder. Und ich liebe die Magie des gemeinsamen kreativen Prozesses!
Nicht zuletzt deswegen arbeite ich auch sehr gerne multimedial und interdisziplinär.


Was stört Dich an Deinem Metier am meisten?

Es gibt - und da nehme ich mich nicht aus - zu viel Einzelkämpfertum. Man spricht zwar immer wieder davon, doch jetzt endlich zusammen zu halten, aber in der Realität findet das zumindest in meinem Umfeld nicht statt. Aber ich möchte mich nicht lange mit Klagen aufhalten. Ich versuche immer, kreativ mit offenen Fragen umzugehen. Das ist das, was ich kann. Ich gründe gerade eine neue freie Theatergruppe.


Warum engagierst Du Dich gewerkschaftlich?

Wir brauchen Regeln des Umgangs. Wir Kreative brauchen auch Schutzräume. Diese Schutzräume müssen aber nach Innen auch sehr offen sein dürfen. Kreative Prozesse kann man nicht korsettieren. Das ist von Außen nicht immer gut zu verstehen. Deswegen sollten die Künstler an den Rahmenbedingungen mitarbeiten.
Außerdem weiß ich, dass wir eher zu Selbstausbeutung neigen. Hier helfen Schutzmechanismen.


Was liest Du gerade?

Ein Buch um einen gesunden Umgang mit Geld. Das Buch hat viel mit Struktur und Disziplin zu tun. Nicht unbedingt meine Stärken.


Hast Du musikalische Vorlieben?

Ich höre gerne Sachen ausserhalb der Radio-Rotationen. Und ich arbeite wahnsinnig gerne mit Musikern zusammen, die selbst Musik entwickeln. Gerade arbeite ich mit einem hundsbegabten Komponisten für eine orchestral begleitete Lesung. Das Orchester ist der Hammer. Das wird riesig!
Wenn ich daran denke, die in der Elbphilharmonie hinter mir zu wissen, zu lesen und vom Orchester dringen Töne durch mich hindurch, die mich schweben lassen, vor mir der volle Saal, da krieg ich jetzt schon Gänsehaut der Vorfreude.


Mit wem möchtest Du gern einen Abend verbringen?

Ich saß gerade mit ein paar echten Helden zusammen, im Rahmen vom Filmfest in Sarajevo. KämpferInnen für eine bessere Welt, in Krisengebieten, vom Westbalkan, bis Israel/Palestina. Leute, die so großartige Sachen machen, mutig, klug, menschlich. Und ich mittendrin. Wir haben endlos gequatscht und es war unglaublich bereichernd. Das könnte ich oft wiederholen.
Wenns bei der Frage darum geht, mit namhaften Film- oder Theaterregisseuren an einem Tisch zu sitzen, die ich bewundere, muß ich leider sagen, dass ich da eine komplette Niete bin. Einfach weil ich da sprachlos werde. Das wird kein guter Abend. Ich saß mal neben Oliver Stone, den ich als Filmemacher wirklich großartig fand. Mir ist nicht eine einzige Frage eingefallen, die mir nicht peinlich gewesen wäre. Ich bin da völlig unbegabt. Stattdessen hab ich mich mit meinem Nebenmann auf der anderen Seite unterhalten. Es war der Tonmeister eines sehr berühmten Musikers. Das war ein sehr feines und entspanntes Gespräch.








http://thomasdarchinger.de

Thomas Darchinger, geboren 1963, begann 1984 seine Laufbahn als Schauspieler am Münchener “Pathos Transport Theater”. Das Theater, das er über 6 Jahre lang als Mitglied des Kern-Ensembles mit prägte, erlangte im Lauf der 80er internationalen Ruhm. 1991 verließ er die Kompagnie, arbeitete im In- und Ausland als Gast an mehreren Theatern und gründete 1993 eine eigene Theatergruppe (Theater d-formation). Hier machte er sich auch als Autor und Regisseur einen Namen.
1989 wurde er für den Film entdeckt. Seitdem hat er in über 150 Filmen gespielt und gilt als einer der Lieblingsbösewichte des deutschen Films.
Unregelmäßig ist er als Synchronsprecher aktiv, wo er so namhafte Kollegen spricht wie Cuba Gooding Jr., Jamie Dornan, Michael Kelly und David Meunier.
Er gilt mit seinen hochkarätig musikalisch begleiteten Lesungen als eine der besten Erzählstimmen des Landes.
Thomas engagiert sich mit seinen künstlerischen Mitteln für die Gesellschaft. Seine künstlerische Demokratiekampagne (
www.demokratiekampagne.org) gilt als Leuchtturm-Projekt im deutschsprachigen Raum.
Er ist Mitglied der deutschen Filmakademie und regelmäßiges Jurymitglied bei den Emmys
.


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Interview 02 2020 Mucbook


AKTUELL, KULTUR, STADT
Keine Dogmen, keine Spaßbremserei: Thomas Darchinger im Interview

12 FEB 2020

Er ist supererfolgreicher Theater-, Film- und Fernsehschauspieler („Lieblings-Bösewicht im deutschen Film“), Synchronsprecher (z.B. Cuba Gooding Jr. oder Alan Cumming), Grimme-Preisträger, Kolumnist, Musiker, und sucht mit seiner Initiative „Gut, Mensch!“ mit Politiker*innen, Intellektuellen und Wissenschaftlern nach guten Ideen für die Zukunft: Thomas Darchinger.
Ein Glück also für uns von MUCBOOK, dass wir ihn für unsere Content Conference am 7. März in der Hochschule für Film und Fernsehen gewinnen konnten.
„Weniger Bla Bla, mehr Inhalt“ ist das diesjährige Motto unserer Content Conference und da passt eine Keynote von Thomas Darchinger bestens ins Programm. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, ihm vorweg schon ein paar Fragen zu stellen:

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Interview "Auf einen Moment"

So groß bin ich gar nicht
ein Gespräch mit Thomas Darchinger

Berlin - 9. April 2019

Gespräch zwischen zwei Tassen Café

Fangen wir mit dem Negativen an. Letztens war in einer Kritik zu lesen “wenn selbst so namhafte Größen wie Thomas Darchinger den Film nicht retten konnten, dann war wohl schon das Drehbuch einfach nur schlecht”. War der Film wirklich so schlecht und woran lag es. An Ihnen?
Darchinger: (lacht) Auch wenn Ihre Frage ein provokanter Scherz ist: Man fragt sich immer, was man hätte besser, anders machen sollen, und man fragt man sich durchaus auch mal, ob ein anderer da nicht vielleicht sogar besser gepasst hätte für die Rolle. Abgesehen davon: Ob ein Film “schlecht” ist, kann ja einer alleine gar nicht entscheiden. In diesem konkreten Fall ging es um einen Tatort. Und Zuschauerdiskussionen nach einem Tatort werden ja fast so leidenschaftlich und widersprüchlich geführt, wie die über Fußballspiele. Ich finde, es war ein ordentlicher Tatort und niemand braucht sich dafür zu schämen.

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Interview zu SEITE EINS im Straubinger Tagblatt

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Straubinger Tagblatt. 26. Januar 2019

Interview mit Thomas Darchinger zu seiner Theaterrolle im Solo-Stück “Seite Eins”
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„Seite eins“, wie charakterisieren Sie das Stück?

“Seite Eins” ist eine sehr geschickt geschriebene Komödie, in der die Zuschauer direkt erleben, wie Populismus funktioniert. “Marco” der Protagonist stellt ihnen Fallen. Meine Aufgabe als Schauspieler, der ihn verkörpert ist es, dass sie dann auch wirklich reintappen. Der Zuschauer fährt mit mir 90 Minuten Achterbahn.

Wie geht man an ein Ein-Personen-Stück ran?

Ich hatte mir vorgenommen: Wenn ich schon allein auf der Bühne stehe, dann will ich es auch so schlicht wie möglich. Wenig Requisiten, keine Musik, kein Schnickschnack. Es ist ein Schauspieler-Stück und lebt davon, dass ich auf der Bühne alles raushaue an Energie und Schauspielkraft, was geht. Darin liegt der Reiz. Ich wollte das Stück auch in einem für deutsche Theater eher ungewöhnlichen Tempo spielen. Flott, spritzig. Pure Unterhaltung im direkten Sinn des Wortes.

Sie werden als der „Lieblingsbösewicht des deutschen Films“ geführt. Wie gefällt ihnen die Auszeichnung? (warum ist es interessant, der Böse zu sein?)

Ach mei. Ich weiß nicht Mal, ob sie im Ansatz gerechtfertigt ist. Klar, ich hab dutzende Male den Mörder gespielt. Ich versuche, dabei keine Klischees zu bedienen, sondern echte Menschen zu zeigen. Die Trennlinie zwischen “normal" und kriminell ist oft ganz dünn im Leben. Und das reizt mich. Wobei es für meinen Geschmack zu viele Krimis gibt. Ich wäre froh, wenn ich öfter Mal den strauchelnden Familienvater spielen könnte. In einer Familienkomödie oder einem Familiendrama. Noch näher am Leben dran. Eigentlich bin ich dafür prädestiniert, aber die Caster sehen mich so scheinbar nicht. Kurioserweise bin ich bei meinen circa 150 Rollen aber sowieso fast nie von Castern besetzt worden, sondern meistens direkt vom Regisseur gewollt. Caster sind bei mir oft fantasielos. Ich weiß noch, wie eine Casterin gleich am Anfang meiner Karriere zu mir gesagt hat “Ihr Maxi Grandauer in der Löwengrube war grandios. Aber ich hab keine Ahnung, für welche Rollen ich Sie sonst besetzen könnte.” Das begleitet mich jetzt irgendwie schon mein ganzes Berufsleben. Wenn ein Regisseur nicht von sich aus sagt, "den Darchinger will ich haben", dann passiert da relativ wenig bei mir. Ich hab mich damit abgefunden. Ich spiele ja trotzdem sehr viel.

Journalismus mit "fake news"-Anschuldigungen und Debatten in sozialen Medien, teils oft unter der Gürtellinie, sind aktuell. Wie bezieht „Seite eins“ da Stellung?

Diese Kultur, sich im Internet unter der Gürtellinie öffentlich auszukotzen als Bürger, erschreckt mich natürlich genauso wie Sie. Unangenehme Wahrheiten einfach als Fake News abzutun, ist billig und bringt uns nicht weiter. Ich glaube, wir brauchen viel mehr das Bedürfnis, uns gegenseitig zu bereichern mit unseren Ansichten, miteinander für bessere Lösungen zu ringen, statt aufeinander einzudreschen. Dieser Wesenszug der Demokratie ist mir in letzter Zeit deutlich zu kurz gekommen. Anerkennen, dass ein anderer mit einer anderen Meinung einer Bereicherung ist und keine Bedrohung. Dass wir nur gemeinsam die Dinge verbessern können. Da haben wir Bürger uns zu sehr in die falsche Richtung entwickelt, aber auch die Politiker und die Medien. Mir geht es zu viel ums Recht haben und zu wenig ums Zuhören. Und mir geht es eindeutig auch zu viel darum, dieses Recht-haben-wollen mit allen Mitteln durchzusetzen. Mit gezielten Lügen und Diffamierungen.
Wir brauchen die Bereitschaft, uns wirklich mit Dingen auseinanderzusetzen. Eine Meinung zu haben ist keine Kunst. Sich wirklich mit etwas zu beschäftigen, kommt mir viel zu kurz.
In “Seite eins” wird natürlich auch vorgeführt, wie geschickt wir von Populisten manipuliert werden. Diesem Vorwurf müssen sich auch bestimmte Medien stellen.

Warum stehen Sie gern auf der Bühne vor Publikum, nicht nur vor der Kamera?

Die Leute direkt zu spüren, mit ihnen gemeinsam so einen Ritt zu machen, das ist natürlich toll. Ich möchte die Leute gut unterhalten. Und als “Marco” eben auch verführen und mit ihnen jonglieren. Da ist nichts so unmittelbar und schön, wie das Theater.

Interview zum Jahresende 2018


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Der Schauspieler Thomas Darchinger blickt auf das Jahr 2018
Herr Darchinger, das Jahr 2018 lief ziemlich gut für Sie, stimmts?
Ja, sehr gut eigentlich. Meine Agentin war ein bisschen unzufrieden, weil ich zu wenig Zeit zum Drehen hatte, aber sonst war es ziemlich gut. Mein Solo-Theaterstück kommt sehr gut an, meine musikalisch begleitete Lesung, die ja auch eine Demokratiekampagne ist, ist enorm erfolgreich, mit meiner eigenen Initiative “Gut, Mensch!” sind wir in einer Top-Location, haben spitzen Gesprächsgäste und ich habe das Gefühl, ein kleines bisschen kann ich mit meinen Sachen etwas bewegen, für die Welt. Ein wirklich kleines bisschen nur, aber immerhin.
Na dann fragen wir doch gleich Mal, wie lief das Jahr 2018 für die Welt aus Ihrer Sicht?
Ich finde es großartig, dass sich wieder viele Menschen für die Mitgestaltung der Gesellschaft interessieren. Es gibt Demos, unzählige Initiativen. Da sind fantastische Sachen dabei, die einem sehr viel Hoffnung geben können. Ich denke, nach wie vor, wir Menschen haben es drauf. Aber, ja leider aber, fürchte ich, die Kapitalmärkte und die Groß-Industrien haben sich inzwischen so verselbstständigt, dass wir die als Bürger und besonders als Konsumenten nicht mehr einfangen können. Müssen wir aber. Ohne ein radikales Umdenken in der Wirtschaft, ohne einen Systemwandel in der Gesellschaft fahren wir die Lebensbedingungen für den Menschen auf der Erde an die Wand. Und das geht inzwischen so rasant schnell, dass wir auch rasant schnell handeln müssen. Die Politik braucht dazu eine klare Botschaft von der Straße: Wir wollen den Wandel. Zieht ihn durch, jetzt. Die Politik wird massiven Gegenwind von den derzeit etablierten starken Kräften bekommen. Das können die nur anpacken, wenn sie sich eines Rückhalts durch die Bevölkerung sicher sind.
Wie meinen Sie das?
Es wird einschneidende Änderungen geben müssen. Das wird natürlich als Allererstes genau die Märkte betreffen, die bisher rücksichtslos ihrer Profitgier gefrönt haben. Wir machen uns oft aus Bequemlichkeit und Gewohnheit ein viel zu unscharfes Bild davon, wie die Dinge wirklich laufen. Ich bin weder Kommunist noch jemand, der sich an Bahngleise kettet, noch jemand der an Verschwörungstheorien glaubt. Ich halte mich für einigermaßen bodenständig von der Denke her. Aber wir müssen die Augen aufmachen. Die Profitgier der ganz Großen legt mit einem fast unwirklich erscheinenden Tempo eine Zerstörung der Balance in der Natur an den Tag, dass wir sehr dringend, sehr konsequent die Kurve kriegen müssen. Wir wollen doch, dass unsere Enkel auch noch hier leben können. Und zwar nicht nur in wenigen verbliebenen Reservaten, die habitabel geblieben sind, sondern doch bitte überall. Wir können doch nicht einfach zulassen, dass beispielsweise Hamburg und alles Küstennahe im gestiegenen Meer versinkt. Nur um Mal ein Bild zu bringen, was wirklich auf uns zukommt.
Sie haben sich als Künstler programmatisch sehr klar aufgestellt. Respekt.
Ja, danke. Aber ging einfach nicht mehr anders. Ich will meine künstlerische Kraft möglichst sinnvoll einsetzen. Ich kann nicht noch 30 Mal den Mörder in einem x-beliebigen Krimi-Format spielen und nichts weiter tun. Schauen Sie, meine Arbeit ist ja nicht uninteressanter geworden. Im Gegenteil. So wie es jetzt ist, erfüllt es mich total. Ich spiele tolle Rollen, die für mich wirklich Sinn machen. Klar, ich versuche, meinen vollen Terminkalender im nächsten Jahr so zu optimieren, dass ich auch wieder drehen kann. Schließlich gibt es ja auch tolle Filme, bei denen ich gerne dabei wäre.
Wie finden Sie denn die TV- und Kinoproduktionen, die zur Zeit so in Deutschland entstehen?
Also da sind Sachen dabei, die sind unglaublich gut. Mit einer Mischung aus Anspruch, auch an den Inhalt, und trotzdem extrem guter Unterhaltung. Das haben wir ja lange Zeit nicht so besonders hinbekommen. Aber da wächst eine neue Generation nach, die mir sehr viel Hoffnung macht. Mit denen möchte ich unbedingt arbeiten. Und es gibt auch fantastische junge Kolleginnen und Kollegen. Einige von denen sind mit Anfang Mitte zwanzig schon so weit, so weit war ich damals lange nicht. Das ist toll. Diese starken Erzählformate, die jetzt kommen, da fühle ich mich Zuhause. Auf die hab ich lange warten müssen. Jetzt will ich sie auch machen!
Weil sie schon die jungen Kollegen erwähnen. Haben sie Tipps für die parat?
Nö, die wissen sehr genau was sie tun, scheint mir. Nicht abheben, hart arbeiten, Spaß bei der Sache haben, Vertrauen schenken und annehmen, kreativ alle Räume suchen und ausschöpfen. Kein netter, handwerklicher Erfüllungsgehilfe für die Branche sein, sondern ein eigener kreativer, freier Kopf. Muß ich denen aber nicht sagen, das wissen die wie gesagt schon.
Dann wünschen wir Ihnen doch ein erfolgreiches Jahr 2019!
Danke!
Haben Sie selbst noch Wünsche für das kommende Jahr?
Ich wünsche der Welt Entschlossenheit und ein gutes Miteinander. Wir müssen alle, auch die Leute in der Politik besser darin werden, die Vielfalt als Geschenk zu sehen. Als Schatztruhe. Lebendiger Austausch von Ideen für die besten Lösungen. Keine lächerlichen Hickhack- Shows mehr! Kein Hauptsache ich gewinne. Auch nicht in Talkshows. Dann sind wir schon einen Riesen Schritt weiter.

Interview im Donaukurier zu "Seite eins"

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interview im Magazin "Föhn"


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Interview in "Das Haus"

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Lieblingsfilme und Gott und die Welt


Februar 2018

MEINE FILME


Herr Darchinger, wir würden gerne Mal von Ihnen erfahren, welche Filme Sie am Meisten geprägt haben.
Und gehen wir überhaupt richtig in der Annahme, dass ein Filmschauspieler auch Cineast sein muß?

Ich kann da nur für mich sprechen. Klar bin ich Cineast. Ich liebe es, wie im Kinofilm Geschichten erzählt werden können.
Da bin ich süchtig. Was mich allerdings komplett kalt läßt, ist Fernseh-Unterhaltung. Es gibt ja viele Kollegen,
die TV-addicted sind. Da bin ich raus. Nullkommanull mein Ding. Mir hat sich die Faszination von
Fernsehshows usw. nie erschlossen. Im Gegenteil. Finde ich total öde.

Ob das Ihre Arbeitgeber gerne hören?

Ich glaub jetzt nicht, dass ein Spielfilm-Redakteur bei einem Sender zum Vorstellungsgespräch seine Lieblings-Unterhaltungssendungen aufzählen mußte.
TV-Filme und -Serien sind eine eigene Sparte. Die sind ja nicht doof. Die können das schon unterscheiden. Und wenn man sich anschaut,
was sich im Serien-Bereich tut, da kann man doch nur froh sein. Insofern ist Fernsehen schon cool, auch für mich.
Es gibt ja auch grandiose Dokumentationen. Wenn ich ehrlich bin, findet das bei mir aber leider nicht wirklich statt, dass ich mir die anschaue.
Ich schau einfach wahnsinnig wenig fern. Lineares Fernsehen ist bei mir schon aus meinem Leben raus. Mediatheken sind die Zukunft, denke ich.
Das kann ich aber nicht sagen, ohne gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass da erst noch ein vernünftiger rechtlicher Rahmen für die Urheber
gefunden werden muß. Mediatheken sind ja heute oft noch auf eine falsche Weise "frei", sprich da fließt nichts an die Urheber. Das geht natürlich nicht.

Ist es für einen Schauspieler wichtig, dass er sich auch außerhalb seiner eigentlichen Tätigkeit Gedanken macht?

Was heißt für einen Schauspieler? Das ist für jeden wichtig. Die Demokratie ist unsere Möglichkeit, mitzugestalten. Das läuft nicht von alleine.
Wenn man die da Oben einfach machen läßt, dann vergessen sie, dass es uns und unsere Interessen gibt. Da muß man als Bevölkerung
ständig präsent sein. Sonst wird man über den Tisch gezogen. Die Welt ist ja nicht Friede-Freude-Eierkuchen, weil es Demokratien gibt.
Die Demokratie ist nicht die Lösung der Probleme. Sie ist nur eine Möglichkeit, dass wir als Bevölkerung bei der Lösung nicht übergangen werden.
Wenn wir uns da einlullen lassen und nur noch Konsumenten sind, sind wir selber schuld, wenn uns diese Möglichkeit wieder abhanden kommt.
Also klar mach ich mir Gedanken.

Und wohin führen die?

Für mich ist ganz entscheidend, dass wir schnell ein kraftvolles Gegengewicht zu den Turbo-kapitalistischen Entwicklungen auf die Beine gestellt bekommen.
Große Unternehmen haben ganz eigene Interessen. Und das ist auch legitim. Aber es ist meiner Meinung nach völlig falsch, zu glauben,
dass diese Interessen sich eins zu uns mit unseren eigenen als Bevölkerung decken. Laßt die Mal machen, dann wird das schon. Das geht voll in die Hose.
Die Globalisierung rein auf das Wirtschaftliche gesehen durchzuziehen ist ein riesen Fehler.
TTIP Verhandlungen im Geheimen zu führen und dann sitzen da nur Wirtschaftsleute in den Gremien, das geht gar nicht. Der komplett falsche Ansatz.
Eine Verflechtung der Kulturen - und darum geht es doch, sonst gibt es nur Ausbeutung und Krieg - die findet nur statt, wenn man die Leute mit in die Gremien holt,
die dazu was zu sagen haben. Soziologen, Philosophen, Kulturschaffende.
Wenn die Globalisierung nicht die Globalisierung der Menschen wird, wenn man sich da nur auf die Wirtschaft verläßt wie bisher, dann passiert genau das,
was wir gerade sehen: Die Leute machen da nicht mit. Überall blüht die Sehnsucht nach Nationalismus auf. Das kommt doch nicht einfach so.
Das ist das Ergebnis davon, dass man den falschen Kompetenzen die Handlungen überläßt. Ich wäre dringend für einen starken Welt-Kultur-Rat.

Welche Filme würde dieser Kultur-Rat denn empfehlen?

Da wäre ich auch gespannt! Filme können ja schon auch was verändern. Genauso wie Sport. Die Kraft von Kultur und Sport kann Grenzen auf eine Weise überwinden,
wie es die Wirtschaft nie könnte. Tschuldigung, dass ich da noch ein Thema aufmache, aber genau deswegen muß auch Olympia aus dem Kommerz raus.
Die Idee von Olympia ist grandios. Hätte eine enorme Kraft, die wir auch gebrauchen könnten. Aber der IOC heute ist ein Wirtschaftsunternehmen und
hat meiner Meinung nach alles verspielt, was an Zauber da war.
So, jetzt hab ich genug zu allen möglichen Themen gescheid daher geredet. Wollten Sie mich nicht eigentlich nach meinen Lieblingsfilmen befragen?

Na dann mal los!

Also geprägt hat mich als Kind natürlich "Winnetou". Old Shatterhand, der Held, der fasziniert von der fremden Kultur ist, weltoffen, ein Guter.
Winnetous Schwester ist aber viel zu früh gestorben. In die hätte ich mich als Junge gerne verliebt, aber die war gleich weg.
Als Jugendlicher dann aber so Sachen wie "Die bleierne Zeit" von Trotta und natürlich die Fassbinder Filme!
"Die Dinge des Lebens" von Sautet mit Piccoli und der Romy Schneider. "Fahrenheit 451", Truffaut. "Les Mepris", Godard. Fellini natürlich. "8 1/2", ein Meisterwerk.
"Manhattan" von Woody Allen. "Taxi Driver", "Apokalypse Now". "Die 3 Tage des Condor". "Fitzcarraldo" natürlich. "Chinatown". Später dann "Short Cuts" vom grandiosen
Robert Altmann, "Night on Earth", "Big Lebowski", "American Beauty" und "Magnolia", "Heat", "Natural Born Killers", "Wild at Heart", "Time of the Gypsies". "Analyse this",
"Out of sight" von Soderbergh. "Auf der Flucht" mit Harrison Ford, grandiose Thriller-Unterhaltung. Wahrscheinlich überhaupt mein "guilty pleasure"-Lieblings-Genre.
Jetzt hätte ich fast "Der unsichtbare Dritte" vergessen. Den hab ich 20mal gesehen, wenns reicht.

Danke!

Bitte.

Darchingers Reisen

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zu Gast bei "Eins zu Eins der Talk", Bayerischer Rundfunk

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tz Interview in Sachen Leidenschaft für den FC Bayern. Mit Kollege und Kumpel Götz Otto

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mein Interview für die "Aktion gute Schule"

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nicht das Neueste aber nett:

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Interview für "European Laissez Faire"

Das e.l.f. ★ Europa-Interview mit dem Schauspieler Thomas Darchinger - LUPACO Munich
Thomas Darchinger ist Schauspieler, Synchronsprecher und oft auf Lesungen unterwegs. Er lebt am Starnberger See und ist bekennender Europa-Fan. Wir haben ihm einige Fragen zum Thema Europa gestellt ...
Wo bist Du geboren?
Neuburg an der Donau. Fließt ins Schwarze Meer. Durch einige Länder hindurch. Das hat mir als Kind schon immer gefallen.
Wo wohnst Du heute?
Starnberger See. Ums Eck von da, wo ich aufgewachsen bin. Am Ammersee war das. Zurück in der Heimat, ansatzweise zumindest. Heimat in dem Sinn irgendwo total sicher verankert zu sein, hab ich aber eher nicht. Ich möchte mich überall wohl fühlen können. Dafür muß man natürlich auch was tun. Sich für Neues öffnen. Neugierig sein. Fremdes spannend finden wollen und nicht in erster Linie bedrohlich. Alles Eigenschaften, die ich für meinen Beruf eh brauche. Kann ich aber jedem empfehlen.
Bist Du gerne Europäer / lebst Du gerne in Europa?
Unbedingt. Ich bin auch ausgesprochen froh, dass die europäischen Länder ihre Eigenständigkeit haben, dass wir in völliger Freiwilligkeit vereint sind. Und nicht etwa als Ergebnis einer Annexion. Das ist das entscheidende Plus. Ein Plus das wir uns erhalten müssen. Die Idee der Freude aufeinander, der Lust darauf, gemeinsam zu sein. Auch weil uns die Geschichte gelehrt hat, dass es dazu eine Notwendigkeit gibt. Europa ist ein faszinierender Kontinent mit so vielen tollen Facetten, die wir auf keinen Fall per Vereinheitlichungs-Bürokratismus glatt schleifen sollten.
Warum?
Allein schon die Sprachen sind wunderschön. Das Essen. Die Gewohnheiten/Sitten. Wenn ich einen Engländer nehme mit seiner Kultur und daneben einen Süd-Italiener stelle: Faszinierend!
Was hebt Europa von den anderen Kontinenten ab?
Da wäre ich jetzt ganz vorsichtig. Wie gesagt: Der Schlüssel liegt in der Offenheit. Also für mich ist Europa jetzt auch kein Bollwerk gegen den Rest der Welt. Nicht besser, spannender als anderswo. Es ist wie es ist und es ist der Herzschlag unserer eigenen Kultur. Das wird für einen Malaien oder einen Kenianer zu Recht völlig anders sein. Ich bin kein Freund davon, unser Wertesystem über das anderer Kulturen zu stellen. Insofern klingt mir das Wort “abheben” einfach zu sehr nach “über” den anderen stehen. Das möchte ich unbedingt verneinen. Ich glaube wir urteilen viel zu viel und wissen viel zu wenig. Ich bin zu 100% sicher, dass wir von jeder Lebensweise - egal wie fremd sie uns auf den ersten Blick erscheinen mag - etwas lernen können. Wer dazu nein sagt, hat einfach nicht genau genug geschaut. Aber was ich an Europa tatsächlich sehr schätze, ist der Gedanke der friedlichen Gemeinschaft, der Offenheit, des Miteinanders. Ein hohes Ideal. Natürlich sind wir in der Realität oft zu weit davon entfernt. Wir müssen uns da Zeit geben, aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Wie würdest Du europäisches Lebensgefühl beschreiben?


Morgens einen Espresso trinken, mittags Fines de Claires zu einem Glas grünen Veltliner aus Niederösterreich schlürfen, dazwischen sehr fleißig arbeiten und La Brass Banda hören und am Abend einen finnischen Film anschauen und dazu englische Chips knabbern und das für einen völlig normalen Tag halten.
Was sind für die Dich die besonderen europäischen Werte?
Ich denke, das Besonderste ist der Wunsch nach einem dauerhaften friedlichen Miteinander, nachdem wir uns viel zu oft auf grausamste Weise gegeneinander die Köpfe eingeschlagen hatten. Die Überzeugung, dass es zum Miteinander, zum aufeinander Zugehen keine guten Alternativen gibt. Dass es nichts besseres gibt, als die Neugierde auf- und die Freude an-einander.
Dein Lieblingsort in Europa?
Verrate ich nicht
Deine Lieblingspersönlichkeit aus Europa?
Na klar, “die” Europa aus der griechischen Mythologie.
Dein Lieblings-Essen?
Ich schwöre zur Zeit auf die neue europäische Küche. Zutaten von nachhaltig arbeitenden Erzeugern, mit purem Geschmack, der Kraft und Eigenart der Region. Sehr sanft gegart. Eine frische Gaumenfreude.
AKTUELLES:
“Der Totenmaler”, TV Film, Neue Bioskop Film für das ZDF. Regie Christian Theede. Dreh Oktober/November.
“Hammer & Sichl - (mehrere Folgen)”, TV Serie, entertainment factory für die ARD. Regie diverse. Dreh August/September.
“Ich und Du und die Anderen", Serie, Hometown Pictures für das www, Regie diverse. Dreh Dezember- März.
“München 7 - Unter der Hand”, TV Serie, Akzente Film für die ARD. Regie Franz X. Bogner. Dreh abgeschlossen.
“Soko 5113 - Der stumme Diener”, TV Serie. UfaFiction für das ZDF. Regie Till Müller-Edenborn. Dreh abgeschlossen.
"Tatort - Frohe Ostern, Falke", TV Reihe, CineCentrumBerlin für die ARD, Regie Thomas Stiller. Dreh abgeschlossen.
“Hubert & Staller - Schlaflos in Wolfratshausen", TV Serie, entertainment factory für die ARD. Regie Verena Freytag. Dreh abgeschlossen.
“Soko Kitzbühel - Vintage Love”, TV Serie, beo film für das ZDF. Regie Gerald Liegel. Dreh abgeschlossen.
“Agnieszka”, Kino, Kordes & Kordes Film. Regie Tomasz Rudzik. Weltpremiere im Wettbewerb des internationalen Filmfest Warschau. Deutschland-Premiere im Wettbewerb der Filmtage Hof.
Alle Ausstrahlungstermine finden Sie hier bei TVToday.de
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Name: Thomas Darchinger Alter: 51 Jahre Beruf: Schauspieler Info: http://www.thomasdarchinger.de
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Mitglied der deutschen Filmakademie
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Interview für das Magazin "Bayerische Kultserien"

Interview mit Thomas Darchinger. 30. Januar 2015
B K: Wenn man sich die Liste der Produktionen, in denen Sie mitgespielt haben ansieht, dann ist die länger als bei Kollegen, die viel älter sind als Sie. Nebenbei machen Sie noch Lesungen und andere Projekte (Synchronsprecher). Sind Sie ein Workaholic?

T D: (grinst) Ich hatte Ende November meinen letzten Drehtag für das Jahr 2014 und habe gleich zwei Tage später völlig panisch meine Agentur angerufen und gesagt: „Hilfe, ich habe die nächsten drei Wochen keinen Dreh!“. Da kam als Antwort nur: „Beruhig dich. Du hattest soviel Arbeit in diesem Jahr und kannst dich jetzt mal entspannen.“ Scheinbar fällt mir das wirklich schwer. Das hat aber sicherlich auch damit zu tun, dass beim Beruf des Schauspielers immer eine Angst impliziert ist, dass es nicht mehr weitergeht und es mal abreißt. Gerade im Winter gibt es ja meistens ein Loch. Dann hat man manchmal das Gefühl: „Hoffentlich ist nächstes Jahr nicht tote Hose!“ Deswegen spielen viele Kollegen ja im Winter Theater. Das wird für mich auch eine Option für die Zukunft.
Grundsätzlich kann ich schon sagen, dass ich extrem gerne arbeite. Das Schlimmste an dem Beruf ist, ihn nicht ausüben zu dürfen. Da können laut Statistik rund 80% der Kolleginnen und Kollegen ein Lied davon singen, die nicht von diesem Beruf leben können. Ich klopfe jedes Jahr wieder dreimal auf Holz, dass ich nicht dazu gehöre. Es ist ein Risikoberuf. Das macht aber auch den Reiz aus. Im Risiko liegt schließlich das Abenteuer, das wir alle suchen.
Aber ich habe zwei Kinder, muß auch vernünftige Entscheidungen treffen. Kann nicht alles ablehnen, was mir nicht zu 100% gefällt. Ich bin ja eh auch relativ breit aufgestellt. Ich kann ja auch hochdeutsch. Ich hatte zwar dieses Jahr fünf oder sechs Produktionen für den BR, war aber z.B. auch in Berlin oder in Hamburg für den Tatort. Synchronsprechen geht ja auch nur auf hochdeutsch, Für mich finde ich meine Mischung ganz stimmig, aber es hat auch Nachteile. Von manchen bayerischen Regisseur werde ich dafür nicht als echter Bayer wahrgenommen.
Man wird ja immer wieder in Schubladen gesteckt. Der Bayer, der nicht-Bayer, der Charakter-Darsteller, die Visage, der Schönling. Ganz schlaue Kollegen stecken sich selber rein. Wie James Dean, George Clooney usw. Die haben sich ein Image kreiert, das auch noch gut zu ihnen gepasst hat. Beneidenswerte Klarheit und Zielstrebigkeit. Ich hab nie meine Karriere geplant. Das hat den Effekt, dass man immer hin und her geschleudert wird. Mal spielt man den Typus, dann wieder einen ganz anderen. Für mich ist das aber auch genau das Spannende. Die Abwechslung.

B K: Welche Arbeit macht Ihnen denn am meisten Spaß?
T D: Ich hab letztes Jahr einen Tatort in Hamburg gemacht. Großartiger Regisseur, der sehr genau weiß was er will, aber auch seinen Schauspielern Platz zur Entfaltung läßt. Tolles Buch, tolle Kollegen. Und dann ist etwas passiert, was wirklich wunderbar wahr. Egal wie profiliert jeder einzelne war, JEDER hat sich ohne Eitelkeit und Schutzhülle auf die Suche begeben. Wir haben gemeinsam “die Hosen runter gelassen” und jeder hat sich getraut, seine Unsicherheit in dem Moment zuzulassen. Wenn Du bereit bist, den Schutzpanzer abzuwerfen und du dich nicht auf dem bisher Erreichten ausruhst und das dann auch noch als Kollektiv, ja meine Herren, ist das eine Freude!

B K: Welche Rolle hat die ,Löwengrube" in Ihrer Fernsehkarriere gespielt?

T D: Ich habe davor mal mit dem Reinhard Hauff eine Simmel-Verfilmung gemacht. Der Regisseur der „Löwengrube“, Rainer Wolfhardt hat mich im Theater gesehen und hat mich und den Thomas Huber zu einem Casting für zwei verschiedene Rollen eingeladen. Ich hatte dann das Glück den Maxi Grandauer spielen zu dürfen. Wobei mir das Glück damals gar nicht bewusst war. (lacht) Heute weiß ich natürlich, dass das Kult und eine der besten Serien ist, die in Deutschland gemacht wurden. Und ich werde tatsächlich immer noch auf der Straße darauf angesprochen.
B K: Hatten Sie sich davor mit den Grandauers beschäftigt?

T D: Ich bin zu der Geschichte wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Ich war am Theater mit meinem 7-Tage Rhythmus beschäftigt und habe außerhalb davon wenig mitbekommen. Das Medium Film war mir auch nicht vertraut und ich hatte auch ein wenig Schiss vor der ganzen Sache. Dann waren da ja auch Kollegen dabei, die schon sehr etabliert waren. Da gab es schon mehrere „Platzhirsche“ am Set (lacht) und ich war dagegen ein eher kleines Licht.
Rainer Wolffhardt hat mich danach auch noch oft besetzt und ich mochte es immer sehr, mit ihm zu arbeiten. Allein deswegen war die „Löwengrube“ für mich ein toller und markanter Punkt in meiner Laufbahn. Im Nachhinein kann ich vielleicht sagen, den Fehler gemacht zu haben, nach der Löwengrube wieder zurück ans Theater gegangen zu sein und den Bekanntheitsgrad nicht ausgenutzt zu haben. Bis ich dann nach einigen Jahren bemerkt habe, dass die Art, wie im Fernsehen und im Kino Geschichten erzählt werden, meine Welt ist. Theater hatte ich da für mich ein Stück weit ausgereizt. Aber da war der positive Schub, den mir die „Löwengrube“ gegeben hatte schon verflogen und ich mußte viel Geduld haben, bis es bei mir richtig gut lief.
B K: In dieser Serie, die ja bis heute einen großen Kultstatus besitzt, war ja das Who is Who der bayerischen Schauspieler beteiligt. An wen haben Sie besondere Erinnerungen?
T D: Ich habe viel von denen gelernt, aber ich hatte auch großen Respekt. (überlegt) Am meisten bewundert habe ich eigentlich das, was der Erich Hallhuber und der Jörg Hube gemacht haben. Und der Michael Lerchenberg als mein Onkel Kurt, herrlich! Die Franziska Stömmer… Insgesamt eine tolle Palette an Schauspielern, bei der ich stolz bin, dabei gewesen zu sein.

B K: Im Vergleich zu heute andere Kaliber?

T D: Schauen Sie, die Sender, die Programme, die Schauspieler sind heutzutage allgemein einfach deutlich mehr geworden. Man nimmt einzelne Personen nicht mehr so stark wahr wie früher. Deswegen entsteht da nicht mehr so schnell ein Kultstatus. Es gibt heute sicher auch eine ganze Reihe an sehr interessanten deutschen Schauspielern.
B K: Stört es Sie, dass man meistens den Bösewicht mit Ihnen assoziiert?
T D: Tatsächlich habe ich schon öfter den Mörder oder ähnliches gespielt, aber stören tut mich das nicht. In Krimis ist das ja oft eher die spannendere Figur. Bei „Hubert und Staller“ habe ich letztes Jahr z.B. auch einen Täter gespielt, von der die Redaktion meinte, es wäre eine der besten Folgen dieser Serie gewesen. Die kommt Anfang März und ich bin gespannt ob die Zuschauer es auch so sehen. (lacht) Trotzdem finde ich natürlich auch positive Figuren sehr toll. Es wird ja oft behauptet, das wären keine reizvollen Figuren, aber das halte ich für Blödsinn. Auch hier kann man viele verschiedene Facetten spielen. Leider wird das manchmal eher langweilig gespielt, weil es aber auch so inszeniert wird. Filme, in denen viele gute Menschen vorkommen, bedienen ja oft Klischees. Fragen Sie mich nicht, warum. Klischees zu spielen ist aber so oder so nicht der Grund, warum ich mir diesen Beruf ausgesucht habe.
In einem großen französischen Kinofilm habe ich allerdings mit Heinrich Himmler eine extrem negative Figur gespielt. Ich habe natürlich trotzdem versucht, mich ihr so gut wie möglich zu nähern. Nur dann ist der Beruf reizvoll und aufregend und nur dann werde ich auch meiner Aufgabe gerecht. Aber nach dem letzten Drehtag hatte ich tatsächlich Albträume. In Krimis ist es ja manchmal so, dass der Mörder auch gewisse Sympathiewerte hat. Bei der Figur Himmler konnte man das so sicher nicht darstellen. Diesen aber trotzdem als Menschen und nicht eindimensional als Dämon zu zeigen, fand ich sehr spannend. Weil ich auch glaube, dass man als Zuschauer dann auch mehr davon hat.


B K: Welche Art Rolle spielen Sie am liebsten?
T D: Für mich ist eine Rolle immer dann interessant, wenn ich nicht dazu angehalten werde, etwas zu wiederholen, was es schon 1000 Mal gegeben hat. Noch dazu oft als Erfindung von Film und Fernsehen. Es gibt ja Charaktere im Fernsehen, die bestehen nicht aus Charakterzügen mit all ihrer Widersprüchlichkeit, sondern nur als Erfindung, mit der man es sich sehr einfach gemacht hat. Ein Abziehbild. Spannend wird es, wenn es auch ein kleines Forschungsprojekt in Sachen Mensch sein darf. Das liegt aber immer auch an einem selber, wie weit man bereit ist zu suchen und dafür auch einzustehen, was dabei herauskommt. Aber ein gutes Buch kann nicht schaden, und ein Regisseur, der auch mehr will, als bloß nichts falsch zu machen.
Gut forschen und gut unterhalten, das ist das Ziel. Dann macht es Spaß, dann kommt hoffentlich ein Film heraus, den ich mir selber gerne anschauen würde. Als Zuschauer will ich nämlich in erster Linie gut unterhalten werden. Ich denke da wie Jean Luc Godard, der meinte “ich sehe lieber einen schlechten amerikanischen Film als einen schlechten Norwegischen”.

B K: Sie sind nicht nur in bayerischen Produktionen zu sehen sondern sogar international. Ist ihnen das wichtig?
T D: Letztendlich ist das ja nichts, was man steuern kann. Zumindest habe ich nicht das Gefühl ich könnte das. Wenn das glücklicherweise in einer Laufbahn auf einen immer Mal wieder zukommt, dann nimmt man es mit. Ich durfte unter anderem in einem kanadischen Kinofilm mit einer großen internationalen Besetzung mitspielen. Da bin ich schon dankbar, wenn ich dabei sein darf. Aber planen kann ich das nicht. Ich laufe jetzt auch nicht mit einer Plakatwand durch die Gegend, wo draufsteht: "Ich kann so was spielen, bitte besetzt mich!".


B K: Trotzdem denkt man bei Ihrem Namen sofort auch an bayerische Serien und Filme. Stört Sie das?
T D: Nein.
B K: Wie Heimatverbunden sind Sie?
T D: Sehr. Aber nicht in dem Sinn, dass ich Traditionen unreflektiert übernehme. Ich glaube, ich mußte erstmal alle Traditionen ablehnen, raus in die Welt, um sie wieder schätzen zu lernen. Ich lebe extrem gerne hier und genieße es, ich liebe lebendige Traditionen. Und da meine ich nicht nur den Tanz um den Maibaum oder eine Bettlhochzeit, sondern auch, dass man in meiner Heimat traditionell eine sehr gesunde Gelassenheit hat, und im Allgemeinen auch eine große Friedfertigkeit.
B K: Jetzt sind Sie ja auch als großer FC Bayern-Fan bekannt und werden hierzu auch regelmäßig als Experte herangezogen ....
T D: Naja, das Wort “Experte” wird da nicht von mir benutzt. Wir als Fans sind ja da eher die “Gscheidhaferl”. Aber es stimmt, ich darf zu dem Thema Interviews geben, aber das würde ich nicht falsch einordnen. Da geht es dann doch eher um den Unterhaltungswert und nicht so sehr um den Gehalt meiner Aussagen.
B K: Wäre aus Ihnen auch ein guter Fußballer geworden?
T D: Definitiv nein. Ich spiele manchmal beim FC Sternstunden. Da sind ehemalige Profis dabei. Also ich weiß: Nein.
B K: Wenn Sie die Rolle in einer bayerischen Kultserie hätten spielen können, welche wäre das gewesen?
T D: Der Franz Xaver Bogner hätte mir eine Rolle in “Irgendwie und Sowieso” schreiben sollen!

http://bayerische-kultserien.de/Interviews/InterviewDarchinger.html

Interview für die Zeitschrift cosmia

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TD hat Klasse!

"Schauspieler sein? – Gott sei Dank wenigstens als Mann."

Dass dieser Mann Klasse hat, ist nicht auf den ersten, oberflächlichen Blick sichtbar. Er trägt es auch nicht vor sich her. Nachdem das aber mal geklärt ist, nimmt er ordentlich Fahrt auf. Und dann brilliert er.
Ein Interview von TK
 

 
Er hat diese wunderbare Mischung aus Melancholie und Schalk im Gesicht


Foto:

 



CONTACT _Con-43DF348F1 \c \s \l Thomas Darchinger, 41, ist einer der vielseitigsten Schauspieler in Deutschland. Er wuchs am oberbayerischen Ammersee auf und wurde am Münchner "Pathos Transport Theater" zum Schauspieler ausgebildet, wo er seine ersten auch internationalen Erfolge feierte. Zum ersten Mal im TV zu sehen war er als "Maxi Grandauer" in der Preis gekrönten Historienserie "Die Löwengrube", die ihm gleich neben den anderen Hauptdarstellern den Adolf-Grimme-Preis einbrachte. Doch der große Durchbruch im Kino blieb zunächst aus. Zu stark war damals seine Verbundenheit zum Theater. Jetzt drehte er sein erste internationale Kinorolle in dem Kriegsdrama "Joy Division" von Reg Traviss.
Er lebt wieder in München, der Stadt in der auch seine Tochter Isabella (11) groß wird.




» In bin ästhetisch geprägt «




TK
: Herr Darchinger, fühlen Sie sich geistig fit genug für ein Gespräch, in dem es um Klasse geht?

Darchinger : Wir werden sehen, ob das überhaupt von der Tagesform abhängig ist.


TK: Sind sie skeptisch?

Darchinger : Wir müssen ja nicht von mir reden. Zum Einstieg könnten wir als Beispiel eine Persönlichkeit nehmen, bei der klar ist, dass sie definitiv Klasse hatte.


TK: Sehr gern.

Darchinger : Ich schlage Marcello Mastroianni vor, weil ich mich gerade mit ihm beschäftigt habe. Einverstanden?


TK: Absolut.



Darchinger
: Ich glaube ich weiß auch, weshalb er Klasse hatte: Weil er im Filmzirkus seine geistige Unabhängigkeit bewahrt hat. Diese Unabhängigkeit konnte ihm keiner abkaufen. Es war durchaus nicht so, dass er immer der Star war, den wir heute in Erinnerung haben. Aber auch als keiner eine Lira auf ihn gesetzt hat, war er nicht zu verbiegen. Er hat sich immer unabhängig von Strömungen entschieden, was er macht.

TK: Dann fragen wir doch mal ganz direkt: Haben Sie Klasse?

Darchinger : Also ehrlich, auf diese Frage kann man nicht antworten. Das ist eine Fangfrage.


TK: Warum?

Darchinger : Jemand, der öffentlich von sich selbst behauptet, dass er Klasse habe, hat schon mal ganz sicher keine. Klasse ist etwas, das einem nur von anderen zugeschrieben werden kann.


TK: Ich könnte Ihnen Klasse zuschreiben.

Darchinger : Mmh, ja, . . . das könnten Sie.


TK: Hiermit geschehen.

Darchinger : Danke. Jetzt kommt es allerdings darauf an, mit welchem Hintergedanken Sie sprechen. Wenn Sie vielleicht nur höflich sein wollen, bedeutet es gar nichts.


TK: Nun gut, ich führe Indizien an. Am Theater waren Sie bis in New York. Der amerikanische Theaterregisseur Roy Faudree hat in ganz Europa nach einem Schauspieler gesucht, der einen Klassemann wie Marcello Mastroianni in seinem Stück "Scratch" verkörpern konnte. Er fand: Sie.

Darchinger : Das könnte auch eine Notlösung gewesen sein. Vielleicht drängte die Zeit, schließlich wollte er das Stück unbedingt machen, und der junge Marcello Mastroianni musste darin vorkommen.


TK: Der Regisseur Rainer Wolffhardt suchte ein halbes Jahr nach einem jungen Schauspieler für seinen "Maxi Grandauer" in der Löwengrube. Damals fand er Sie, einen Theaterschauspieler, der noch nie vor der Kamera gestanden war.

Darchinger : Bei der Rolle in „Maxi Grandauer“ dachte ich wirklich, dass mich das total überfordern würde. Die ersten Folgen der Serie waren ja schon mit riesigem Erfolg gelaufen, alle Kritiker überschlugen sich, und da war ich nun plötzlich dabei, ohne jede Ahnung darüber, wie man einen Film dreht. Das einzige das mir geholfen hat, war dass mir die Kriegszeit durch die zahllosen Geschichten meines Großvaters sehr vertraut vorkam. Aber da war der Sender, der mir die Rolle zunächst nicht zugetraut hatte, deren Atemzug habe ich ständig im Nacken gespürt.
Die fanden auch meinen Werdegang suspekt. Die Art von Theater, die wir gemacht haben, das war denen viel zu wenig volkstümlich. Wir galten ja als deutsche Avantgarde damals. Das passte nicht zu der bürgerlichen Gediegenheit des Senders.

TK: Auch eine Definition von Klasse: Man hat sie gewissermaßen von Geburt an, weil man zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht gehört.

Darchinger : Als Schauspieler gehört man ja per se zu keiner Gesellschaftsschicht, man ist in jeder nur Zaungast. Der Glamour unserer Welt wird von jeder Schicht gerne miterlebt, aber wir bleiben immer wieder suspekt, weil wir nicht den gewöhnlichen Mustern folgen. Ein Schauspielstar in Deutschland muß ja nicht gleichzeitig auch reich sein, zumal wir auf Grund unserer Persönlichkeitsstruktur ziemlich schlecht mit Geld umgehen. Da bleibt die Angst ums Tafelsilber schon bestehen. Und den unteren Schichten sind wir natürlich suspekt, weil wir mit den Bossen scheinbar gemeinsame Sache machen.



TK: Wird das anders, wenn man plötzlich mit internationalem Kino in Berührung kommt?

Darchinger : Grundsätzlich erst einmal nicht. Der Spagat wird nur noch spektakulärer. Der Neid wird größer, auch die Bewunderung, aber auch die Skepsis: und wieso haben die ausgerechnet Dich besetzt, Du bist doch gar kein Star in Deutschland?
Man selbst läuft natürlich auch Gefahr, sich von dem riesigen Aufwand blenden zu lassen, der in einer solchen Produktion betrieben wird und die unsere deutschen Filme wie Übungsfilmchen erscheinen lassen, wenn man alleine die Budgets vergleicht und die damit verbundene Materialschlacht.
Plötzlich sitzt man mit Weltstars am Tisch und man wird morgens von einer Produktionsassistentin gefragt, ob am Abend wieder die Thaimasseurin in die Suite kommen soll. Das hinterlässt schon Spuren. Das muss man ganz schnell abschütteln. Was zählt sind die Geschichten und die filmische Qualität. Das lässt sich auch in ganz kleinen Dimensionen herstellen, wie ich es auch zuletzt in Hamburg erlebt habe, bei einem Independent Film von Thomas Stiller. Aber keine Frage, die Luft da Oben in der internationalen Szene schmeckt anders.

TK: Das Kino, und insbesondere Hollywood verkauft doch genau diesen Traum: Jeder kann alles werden, Star oder Millionär. Aber dann gibt es doch wieder sehr subtile, unsichtbare Klassengrenzen: Wer hat wirklich Macht, wer tut nur so, wer muss wen zurückrufen, wer wird in die Warteschleife geschickt. Wie haben Sie dieses System erlebt?

Darchinger : Also, ich glaube, diese Grenzen haben mit Geschäftssinn zu tun, nicht mit Klasse. Klasse hat man ja unabhängig von gewissen Umständen, da folge ich eher dem aristokratischen Modell. Wenn ich also ein heißer Jungstar in Hollywood bin, und plötzlich interessiert sich keiner mehr für mich – dann habe ich nichts mehr. Genauso wie ein Reicher, der sein Geld verloren hat. Klasse dagegen hat man, egal wie viel Geld man gerade hat, und egal wie heiß man gerade gehandelt wird. Vielleicht ist das sogar ein Zeichen von Klasse: Dass man diese äußerlichen Dinge nicht wichtig nimmt.


TK: Sehen Sie da eine Gefahr für sich selbst?

Darchinger : Im Moment sehe ich nicht, dass etwas in dieser Richtung überhaupt auf mich zukommen könnte. Außer einem sehr losen Angebot aus Hollywood, das ich im Moment noch nicht weiter ernst nehme, sprechen wir hier im theoretischen Raum. Ich denke, Hollywood ist eine riesige Maschine. Sie ist für einen in Ordnung, so lange man arbeitet und die Arbeit in den Vordergrund stellt. Dann kann man tolle neue Dinge erleben und die unglaublichsten Erfahrungen machen. Sobald es um Ruhm geht, wird es gefährlich. Ruhm riecht streng und fühlt sich im Handumdrehen modrig an.


TK: Wer Klasse hat, das erkennt man auch an der Fähigkeit, peinliche Schlagzeilen zu vermeiden. Da stehen Sie bisher ziemlich gut da, finden Sie nicht?

Darchinger : Also ich sehe nicht, warum man in dieser Hinsicht groß über mich schreiben sollte.
Spiele ich überhaupt in der Liga für peinliche Schlagzeilen? Ich spüre keinen Reiz darin, mein Privatleben offensiv zur Schau zu stellen um dadurch in die Presse zu kommen. Ich mache Filme. Mehr nicht. Mein Leben ist ansonsten relativ normal. Da wird ja auch gerne von allen Seiten etwas verwechselt. Um aufregende Rollen spielen zu können, muß man nicht selbst aufregend sein. Meistens ist das sogar eher hinderlich.
Aber Sie haben Recht, mein Leben gibt für die Klatschpresse wenig her.


TK: Aber es muss doch einen Trick geben, wie man Klasse beweist.

Darchinger : Ich weiß nicht genau, was Sie meinen.


TK: Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Viele Kollegen von Ihnen treten ins Rampenlicht und manche machen da grauenhafte Fehler. Stillos bis peinlich, gerne auch ohne Rücksicht auf die eigene Würde.

Darchinger : Da möchte ich mich nicht darüber erheben. Absolut nicht!

TK: Aber man kann sagen, ein Art innerer Kompass hält Sie davon ab.

Darchinger : Vielleicht ist die Erklärung einfach: In bin ein sehr ästhetisch orientierter Mensch, ich denke in Stilfragen. Wobei ich es dabei als Wichtigstes empfinde, einen persönlichen Stil zu entwickeln, der sich zwar gewisser Regeln bedient, diese aber auch zwanglos bricht. (Er beginnt, alle Gegenstände auf dem Tisch parallel zu den Kanten auszurichten). Sehen Sie, so sieht das doch schon besser aus. Ich muss ständig arrangierend in meine Umgebung eingreifen, es geht nicht anders. Am liebsten diskutiere ich mit den Regisseuren über Szenen, in denen ich selbst nicht vorkomme. Oder Architektur, das interessiert mich sehr: Architekten sind DIE Künstler der Neuzeit. Davon habe ich ein gutes Stück in mein Leben hineingenommen.


TK: Inwiefern?

Darchinger : Ich bin von Design besessen, allerdings im strengen Sinn. Ich mag Räume, in denen nichts ist. Die perfekte Leere. Meine letzte Lebensgefährtin musste mich eine Weile bearbeiten, bis ich einwilligte, dass wir ein Sofa brauchen. Dann habe ich mich eine ganze Zeit lang umgesehen und schließlich ein Sofa gefunden. Es hat einige Monate gedauert, aber jetzt habe ich die Sofafrage gelöst. Schluss, aus, vorbei. Ich werde nie wieder ein anderes Sofa benötigen. Was rede ich da? Wieso rede ich jetzt über das Sofa? Wo waren wir stehen geblieben?


TK: Darum geht es doch. Klasse kann sich überall zeigen. Ich hätte noch eine Bitte.

Darchinger : Nur zu!


TK: Falls Sie demnächst einmal wieder einen Preis bekommen sollten. Dazu könnten Sie jetzt vielleicht etwas sagen. Stellen Sie sich einfach vor, Sie hätten den deutschen Filmpreis bereits in der Tasche.

Darchinger : Also, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich gute wäre. Die Erfahrung zeigt ja, dass man paradoxerweise nach so einem Preis längere Zeit keine Angebote mehr bekommt. Und ich arbeite dafür einfach zu gerne. Aber meinetwegen (er lacht): Ich fühle mich großartig! Die Konkurrenz in meiner Kategorie war mörderisch, und ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich all diese Superschauspieler wirklich geschlagen habe. Was für ein Abend!


TK: Sehr gut. Vielen Dank.

Darchinger : Sollte ich nicht auch noch etwas sagen für den Fall, dass ich verliere?

TK: Nicht nötig, Herr Darchinger. Ich danke sehr für das Gespräch.


Interview im "Quer Magazin"

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